Lockdown II – So denkt Österreich

TQS Research & Consulting hat die Stimmung der ÖsterreicherInnen am Tag vor dem Lockdown erhoben:

Onlinebefragung von 1.000 ÖsterreicherInnen (repräsentativ, internetaffin)
im Alter von 18 bis 65 Jahren
Zeitraum: 16. November 2020
Vergleichsstudien: April und 1.-2. Oktober 2020
(jeweils Ö repräsentativ mit 1000 Befragten)

Thema 1: Betroffenheit der Bevölkerung

Das Thema COVID ist aktueller denn je: die Betroffenheit hat zugenommen und zieht die Stimmung runter.

Während das Interesse der ÖsterreicherInnen Anfang Oktober geringer war, informieren sie sich mittlerweile über die aktuellen Entwicklungen der Corona-Pandemie wieder so häufig wie im April.

Die emotionale Betroffenheit zeigt seit dem ersten Lockdown im April eine dramatische Entwicklung. Während im April 42 % eher oder sehr negativ betroffen waren, waren es Anfang Oktober 58 % und nun sind es 65 %. Von einer „Corona-Müdigkeit“ kann im Zuge des zweiten Lockdowns keine Rede sein.

Das Virus kommt näher: Mittlerweile geben 49 % der ÖsterreicherInnen an, dass jemand im Bekanntenkreis positiv getestet wurde (im April waren dies noch 18 %; im Oktober bereits 29 %). 50 % der ÖsterreicherInnen waren bereits selbst in Quarantäne oder kennen jemanden (Anfang Oktober 36 %). Die subjektive Risikowahrnehmung, sich selbst zu infizieren, ist angestiegen. Rund ein Drittel machen sich häufig bis immer Sorgen sich zu infizieren, während es Anfang Oktober noch ein Viertel der ÖsterreicherInnen war.

Thema 2: Vertrauen in die Bundesregierung

Die Krise polarisiert stark und der späte Lockdown kostet Österreich die Vorreiterrolle, dennoch vertraut die Mehrheit der Bundesregierung und setzt auf die Wirksamkeit der Maßnahmen. Die Corona-Massentests könnten das Weihnachtsfest noch retten.

63 % der ÖsterreicherInnen sind der Meinung, dass der zweite Lockdown zu spät verordnet wurde. Die Meinung der ÖsterreicherInnen im Umgang mit Corona im eigenen Land hat sich im Vergleich zu den anderen Ländern deutlich verschlechtert. Nur mehr 46 % geben an, dass die österreichische Bundesregierung besser gehandelt hat als andere Länder in Europa – im April waren dies noch 90 %!

Insgesamt meinen mehr als zwei Drittel der ÖsterreicherInnen, dass die Bundesregierung eher bis ganz sicher zu wenig getan hat, um den zweiten Lockdown zu verhindern. 46 % der ÖsterreicherInnen sagen, dass die Bundesregierung in Bezug auf das Management der Corona-Pandemie versagt hat.

Dennoch schätzen 62 % die Informationen der Bundesregierung in Bezug auf Infektionszahlen und Wirksamkeit der verordneten Maßnahmen als sehr bis eher glaubwürdig ein und 59 % vertrauen der Bundesregierung, die richtigen Maßnahmen zu setzen, um die Corona-Pandemie einzudämmen und das Gesundheitssystem zu schützen.

Mehr als die Hälfte (52 %) wünschen sich allerdings auch mehr Verständnis für die Situation der österreichischen Bevölkerung. 59 % beurteilen die geplanten Corona-Massentests als sehr oder eher sinnvoll; womöglich haben diese das Potential das Weihnachtsfest, das heuer wohl für viele im kleineren Rahmen stattfindet, zu retten.

Thema 3: Beurteilung der gesetzten Maßnahmen im Lockdown

Österreich ist stark von den Maßnahmen betroffen und hofft, dass sie auch wirken. Jeder muss einen Betrag leisten und ist er scheinbar noch so klein!

Beinahe unverändert seit Anfang Oktober beurteilen 73 % der ÖsterreicherInnen die gesetzten Maßnahmen als sehr bis eher sinnvoll und 90 % haben vor, sich auch daran zu halten.

Die österreichische Bevölkerung ist stark bis eher stark von den gesetzten Maßnahmen im zweiten Lockdown betroffen, beurteilen diese jedoch insgesamt als wirkungsvoll: rund 62 bis 79 % stimmen zu, dass die einzelnen Maßnahmen sehr bzw. eher wirkungsvoll sind. Am wirkungsvollsten schätzen sie das Tragen des MNS-Schutzes ein, die Umstellung auf Home-Office sowie das Verbot von privaten Feiern und Treffen. Am wenigsten wirkungsvoll sehen die ÖsterreicherInnen die zuletzt getroffenen Maßnahmen: die Umstellung auf Home-Schooling, die Schließung von Gastronomie, Handel und Dienstleistungsbetrieben sowie die Beschränkung von Treffen auf maximal eine Person aus einem anderen Haushalt.

Thema 4: Wirtschaft

Die Erholung wird kommen, aber es wird dauern. Den ÖsterreicherInnen fehlen die Lust, die Möglichkeiten und das Geld, um es in die Wirtschaft zu pumpen.

46 % meinen, dass sich die Wirtschaft in naher Zukunft von dem Lockdown erholen wird; im April waren es noch 56 %. Die ÖsterreicherInnen sind der Meinung, dass sich die persönlichen Dienstleistungen wie z. B. Frisör, Kosmetik am schnellsten wieder erholen werden, gefolgt vom Handel und den Freizeiteinrichtungen sowie der Gastronomie. Mit einer deutlichen Verzögerung beurteilen sie die Erholung der Veranstaltungsbranche, der Hotellerie sowie der Tourismus- und Kulturbranche.

Unmittelbar in die Wirtschaftskrise spielen die Konsumausgaben hinein. 37 % der ÖsterreicherInnen haben etwas oder viel geringere finanzielle Mittel seit der Corona-Pandemie zur Verfügung (Oktober: 34 %).

Reserve für schlechte Zeiten: 28 % sparen mehr, um sich etwas auf die Seite zu legen; 24 % sparen weniger bzw. können weniger sparen.

Thema 5: Weihnachten und Handel

Der Lockdown rettet das Weihnachtsgeschäft des österreichischen Handels nur zum Teil: Käufe verschieben sich, verlagern sich ins Internet oder werden unterbleiben.

Für 37 % hat der zweite Lockdown sehr bis eher starke Auswirkungen auf die Weihnachtsvorbereitungen. Im Zuge der Weihnachtsvorbereitungen wollen 61 % ihre Weihnachtseinkäufe auf die Zeit nach dem Lockdown verschieben, 39 % werden häufiger Gutscheine kaufen, 61 % weniger Geld ausgeben und 53 % weniger Geschenke kaufen. 48 % der ÖsterreicherInnen kaufen seit der Corona-Pandemie mehr online ein.

Thema 6: Schule und Distance Learning

Das Thema Schule polarisiert die Bevölkerung – die PädagogInnen tun ihr Bestes!

Die Kriterien für die Umsetzung des Home-Schooling werden wie im April eher gut beurteilt; positiv werden weiterhin die Erreichbarkeit der LehrerInnen sowie ihr Engagement beurteilt, während dazu im Vergleich die Lehrinhalte bzw. der Lehrumfang sowie die Motivation der eigenen Kinder etwas kritischer gesehen werden. Die angekündigten Maßnahmen nach dem Lockdown in den Schulen werden von der Gesamtbevölkerung überwiegend als sinnvoll wahrgenommen.

Thema 7: Belastungen, Depression und Resilienz der österreichischen Bevölkerung in der Corona-Pandemie

Die hohen Belastungen der Krise führen zu einer Verdoppelung der Depressionen

55 % der ÖsterreicherInnen geben eine sehr bis eher hohe berufliche Belastung an, 45 % durch das Home-Schooling, 41 % durch Jobverlust bzw. drohenden Jobverlust, 48 % durch finanzielle Schwierigkeiten, 36 % durch Home-Office und 35 % durch Konflikte in der Familie.

Im Vergleich zu 2019 leiden in diesem Jahr in Österreich doppelt so viele Personen unter einer Depression. Bei der Befragung zeigt sich auch, dass mehr als die Hälfte der ÖsterreicherInnen eine gute psychische Widerstandsfähigkeit bzw. Resilienz besitzt, was in Krisenzeiten sehr wichtig ist.

Thema 8: Zukunftsaussichten

Österreich bleibt realistisch: Es gibt Licht am Ende des Tunnels, aber das ist noch weit weg und so schnell wird sich die Betroffenheit nicht ändern.

Die Pandemie wird unsere Gesellschaft stark verändern (84 %) und vor allem negativ (63 %). Auch eine Impfung löst nicht alle Probleme sofort; die Impfbereitschaft ist derzeit noch mittelmäßig (46 %). Die ÖsterreicherInnen sind realistisch – Durchhalten ist gefragt: 64 % erwarten die Rückkehr zur Normalität im Jahr 2021, 26 % rechnen erst 2022 damit.

Die komplette Studie kann zu einem Preis von € 99,– exkl. USt. erworben werden. Bestellungen bitte unter office@tqs.at mit Angabe der Rechnungsanschrift.

Pressemeldungen:

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