Ukraine-Krieg: Verstärkte Wahrnehmung einer Gefährdung gepaart mit weniger Betroffenheit – So denkt Österreich

Studiendetails:
Onlinebefragung von 1000 Österreicher:innen (repräsentativ, internetaffin)
im Alter von 18 bis 65 Jahren
Zeitraum: 02. bis 03. Mai 2022

TQS Research & Consulting verfolgt in quartalsweisen Erhebungen die Entwicklung der Stimmung und das Verhalten der Österreicher:innen während der Krisen. Was denken die Österreicher:innen nach über 70 Tagen Krieg in der Ukraine? Welche Befürchtungen bestehen vor allem in Zusammenhang mit dem 9. Mai? Manche Experten prophezeien, dass am 9. Mai, dem Europatag bzw. dem Tag des Sieges in Russland es zu einer Mobilisierung der russischen Armee kommen könnte.

Die emotionale Betroffenheit nimmt ab: Während bei Kriegsbeginn im März drei Viertel der Österreicher:innen (74 %) eher oder sehr negativ betroffen waren, sind es zwei Monate später knapp zwei Drittel (65 %). 13 % sind derzeit überhaupt nicht betroffen (der Anteil lag im März bei 5 %). Alle fühlen sich gleichermaßen betroffen, es bestehen keine Unterschiede nach Alter, Geschlecht oder Schulbildung.

Informationsbedarf geht zurück: Während sich im März noch mehr als zwei Drittel (68 %) mehrmals am Tag, stündlich oder sogar mehrmals stündlich über die aktuellen Entwicklungen informiert hat, sind es derzeit knapp ein Drittel der Österreicher:innen (32 %). Insgesamt informieren sich 61 % zumindest einmal pro Tag über den Krieg in der Ukraine.

Österreicher:innen sehen eine verstärkte Gefährdung der wirtschaftlichen Situation und der persönlichen Sicherheit! Wenngleich die Betroffenheit etwas abgenommen hat, sehen derzeit 59 % der Österreicher:innen ihre derzeitige wirtschaftliche Situation gefährdet, Frauen sogar noch etwas stärker als Männer. Im März waren es noch 27 %. Im Gegensatz dazu sehen weniger ihre persönliche Sicherheit oder ihr Leben gefährdet, wenngleich der Anteil in den letzten zwei Monaten gestiegen ist. Jede:r dritte Österreicher:in nimmt eine eher oder sehr hohe Gefährdung der persönlichen Sicherheit wahr (34 %), im März war es vergleichsweise jeder Fünfte (19 %).

Die Mehrheit der Österreicher:innen befürchten dramatische wirtschaftliche Auswirkungen des Ukraine-Kriegs: 9 von 10 Österreicher:innen sind der Meinung, dass die Inflation weiter zunehmen wird und 8 von 10 Befragten halten eine Energiekrise aufgrund des Stopps von Gaslieferungen aus Russland für sehr oder eher wahrscheinlich. 78 % sehen eine Finanzkrise auf uns zukommen und ca. drei Viertel (74 %) rechnen mit einer Hungersnot in Ländern, die von Lebensmittellieferungen aus der Ukraine oder Russland abhängig sind. 7 von 10 Österreicher:innen rechnet mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und 6 von 10 mit leeren Regalen in den Supermärkten.

Im Gegensatz zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in Österreich, sind die Befürchtungen in Bezug auf die Ausweitung des Krieges auf westliche Staaten etwas geringer. 45 % der Österreicher:innen halten einen Angriff von Russland auf westliche Staaten für sehr oder eher wahrscheinlich und 41 % der Befragten meinen, dass auch Atomwaffen zum Einsatz kommen werden. Frauen stimmen hier stärker zu bzw. halten dies für wahrscheinlicher als Männer.

Mehrheit der Österreicher:innen gegen Waffenlieferungen an die Ukraine: Ursache dieser Befürchtungen und der Drohungen seitens Russlands können u. a. die Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine sein. 36 % beurteilen die Waffenlieferungen als sehr oder eher positiv, 47 % der Österreicher:innen als eher bzw. sehr negativ. 35 % der Befragten meinen, die Waffenlieferungen sollten beibehalten werden, während sich mittlerweile annähernd die Hälfte der Österreicher:innen gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine ausspricht. Stärkere Zustimmung zu den Waffenlieferungen bestehen bei den männlichen Befragten.

In Bezug auf den potentiellen Beitritt von Finnland und Schweden zur NATO haben 43 % der Österreicher:innen eine eher positive Meinung dazu, 31 % sehen dies als eher kritisch und ein Viertel enthält sich der Stimme.

Hinsichtlich von Spannungen, Konflikten und Polarisierungen in der österreichischen Gesellschaft werden von der österreichischen Bevölkerung weiterhin der Corona-Impfstatus gefolgt von politischen Einstellungen am stärksten wahrgenommen.

Geringes Vertrauen in die Bundesregierung: Lediglich 32 % der Österreicher:innen vertrauen der Bundesregierung die richtigen Maßnahmen in dieser Zeit zu setzen. Den persönlichen Besuch von Bundeskanzler Karl Nehammer in Moskau beurteilen nur 28 % der Befragten sehr bis eher positiv, die Mehrheit (55 %) sieht diesen als eher bis sehr negativ und 18 % machen dazu keine Angabe.