Neue Maßnahmen in Österreich und Deutschland: Wie geht’s der Bevölkerung?

TQS Research & Consulting hat Ende Februar bis Anfang März jeweils 1.000 ÖsterreicherInnen und 1000 Deutsche zur aktuellen Stimmung, Vertrauen in die Bundesregierungen, Belastungen sowie Zukunftsaussichten befragt.

Mit Spannung werden heute in Österreich und Deutschland neue Informationen seitens der Bundesregierungen in Bezug auf Verschärfungen und Lockerungen erwartet. Wie wird das bevorstehende Osterfest mit Familie aussehen, was wird möglich sein?
Deutschland hat im Vergleich zu Österreich einen längeren, strengeren Lockdown bis Anfang März hinter sich, während in Österreich der Handel und die Schulen bereits seit längerem wieder geöffnet haben. Die Inzidenzen sind in Deutschland deutlich niedriger, dennoch denkt man erneut über eine Verschärfung der Maßnahmen nach. In beiden Ländern gab es am Wochenende seitens der Bevölkerung Proteste zu den Verordnungen.

FAZIT: Die Studie zeigt, dass die Bevölkerung in Österreich eine höhere negative emotionale Betroffenheit aufweist und das Risiko, sich mit Corona bzw. einer Mutation zu infizieren, in Österreich höher wahrgenommen wird. Das Vertrauen der ÖsterreicherInnen in die Bundesregierung die richtigen Maßnahmen zu setzen, ist geringer ist als in Deutschland. Von einem Versagen der eigenen Regierung sprechen umgekehrt 59 % der Deutschen und 52 % der ÖsterreicherInnen. In beiden Ländern ist die Bereitschaft, die Maßnahmen einzuhalten, jedoch weiterhin sehr hoch; mit 88 % in Österreich und 90 % in Deutschland. Die Belastungen aufgrund der Pandemie in Bezug auf finanzielle Einbußen und Beruf sind in Österreich etwas höher als in Deutschland, während mehr Deutsche (21 %) als ÖsterreicherInnen (14 %) durch einen (drohenden) Jobverlust belastet sind. Die Zukunftsperspektiven und die Rückkehr zur Normalität werden in Deutschland hingegen positiver beurteilt.


Betroffenheit

71 % der ÖsterreicherInnen informieren sich zumindest einmal pro Tag über die aktuellen Entwicklungen der Corona-Pandemie, während dies 79 % der Deutschen tun.

Die negative emotionale Betroffenheit der ÖsterreicherInnen liegt bei 66 %, während 61 % der befragten Deutschen angeben, sehr oder eher negativ von der Pandemie betroffen zu sein.

Interessant ist, dass 57 % der ÖsterreicherInnen angeben, jemanden im Bekanntenkreis zu haben, der positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde und Deutsche hier bei 37 % vergleichsweise deutlich geringer liegen. Auch die subjektive Risikowahrnehmung, sich selbst mit Corona bzw. einer Mutation zu infizieren, ist bei den Deutschen mit 63 % geringer als bei den ÖsterreicherInnen (72 %). Die Sorge sich selbst bzw. dass sich Bekannte oder Verwandte infizieren ist wiederum bei den Deutschen höher. 29 % geben an, dass sie sich häufig bis immer Sorgen machen, während in Österreich dies 22 % der Befragten tun.

Vertrauen in die Bundesregierung

Das Vertrauen in die Bundesregierungen, die richtigen Maßnahmen zu setzen, um die Corona-Pandemie einzudämmen und das Gesundheitssystem zu schützen, liegt in Österreich aktuell bei 40 % und in Deutschland bei 50 %. Der Anteil der Personen, die kein Vertrauen mehr haben, liegt in beiden Ländern bei über einem Fünftel. In Deutschland sind es 22 % und in Österreich 28 %. 59 % der Deutschen und 52 % der ÖsterreicherInnen sind der Meinung, dass ihre Bundesregierung in Bezug auf das Management der Corona-Pandemie versagt hat.

Auch wenn das Vertrauen abnimmt: die Bereitschaft, die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie einzuhalten, ist in beiden Ländern ausgesprochen hoch! 90 % der Deutschen und 88 % der ÖsterreicherInnen wollen die verordneten Maßnahmen jedenfalls einhalten.

Belastungen

Die Folgen bzw. die Belastungen der Pandemie scheinen in Österreich etwas höher zu sein.

Weniger Geld in der Tasche haben mittlerweile 41 % der ÖsterreicherInnen und 34 % der Deutschen.

Eine hohe berufliche Belastung nehmen 46 % der ÖsterreicherInnen und 43 % der Deutschen wahr. 38 % der Deutschen sprechen von sehr bis eher hohen Belastungen durch finanzielle Schwierigkeiten während dies 42 % der ÖsterreicherInnen anführen. Rund ein Drittel (32 % der Deutschen und 33 % der ÖsterreicherInnen) empfinden eine Belastung durch einen (drohenden) Jobverlust. 21 % der Deutschen schätzen in diesem Zusammenhang das Risiko sehr bis eher hoch ein, ihren Job zu verlieren, während dies in Österreich 14 % tun.

Die Entwicklung der beruflichen Situation ist in beiden Ländern sehr ähnlich: die Anteile der Befragten, die während der Pandemie im Home-Office oder Kurzarbeit sind, sind vergleichbar. Ebenso wird die Belastung durch Home-Office jeweils von 27 % der Deutschen und ÖsterreicherInnen hoch empfunden und Home-Schooling bzw. Distanzunterricht nehmen 40 % der ÖsterreicherInnen und 38 % der Deutschen als belastend wahr. Konflikte in der Familie aufgrund der Pandemie sehen 28 % der Deutschen und 29 % der ÖsterreicherInnen als sehr bis eher hoch.

Die Unternehmen erhalten in Österreich ein etwas positiveres Feedback zum Umgang mit der Krise als in Deutschland. 52 % der unselbstständig Beschäftigten geben in Österreich an, dass der eigene Arbeitgeber sich um seine MitarbeiterInnen kümmert und alles versucht, damit sie keine Nachteile haben. In Deutschland liegt dieser Anteil bei 39 %.

Derzeit haben 24 % der Befragten in Österreich einen Wert 11 oder höher im „Patient Health Questionnaire“, was auf eine depressive Symptomatik hindeutet. Im November lag dieser Wert in Österreich noch bei 21 %. Der Anteil der Personen in Österreich ohne Symptomatik ist stabil mit 66 %. Die Befragten in Deutschland weisen einen Wert von 28 % beim Anteil der Depressiven auf und ohne Symptomatik sind 63 %.

Zukunft

Ident ist die Zahl der ÖsterreicherInnen und Deutschen, die meinen, dass die Pandemie unsere Gesellschaft sehr oder eher stark verändern wird: 84 %. Eine negative gesellschaftliche Entwicklung sehen 71 % der Deutschen und 81 % der ÖsterreicherInnen.

Die persönlichen Zukunftsaussichten werden in beiden Ländern ebenfalls ähnlich wahrgenommen. 40 % der Deutschen und 42 % der ÖsterreicherInnen sehen ihre persönliche Zukunft eher bis sehr negativ.

An die Chance, durch eine Impfung die Corona-Pandemie erfolgreich zu bekämpfen, glauben rund zwei Drittel: 66 % der ÖsterreicherInnen und 68 % der Deutschen.

65 % der Deutschen und 60 % der ÖsterreicherInnen haben eine sehr hohe bis hohe Bereitschaft sich impfen zu lassen, sobald ein Impfstoff verfügbar ist. In Österreich wurde auch die hypothetische Impfstoffwahl (noch vor dem kurzzeitigen Impfstopp von AstraZeneca) abgefragt: 46 % würden Biontech/Pfizer wählen, 5 % Moderna, 3 % AstraZeneca und 19 % meinen, dass der Impfstoff egal ist, Hauptsache sie erhalten eine Impfung.

Was fehlt den ÖsterreicherInnen und Deutschen am meisten in der Pandemie bzw. was wollen sie nach Aufhebung der Beschränkungen als erstes wieder machen? Soziale Kontakte pflegen bzw. FreundInnen treffen und in Restaurants bzw. Lokale gehen. Während bei den Deutschen Freizeitaktivitäten wie Ausflüge, Shopping, Kino an dritter Stelle genannt werden, ist es bei den ÖsterreicherInnen der Urlaub bzw. das Verreisen. Nicht überraschend, da die Erhebung in Deutschland kurz vor Öffnung des harten Lockdowns Anfang März, der seit Weihnachten galt, durchgeführt wurde.

Die Rückkehr zur Normalität sehen die Deutschen etwas positiver: 41 % der ÖsterreicherInnen und 49 % der Deutschen meinen, dass bis Ende 2021 die Pandemie überwunden sein wird, an Ende 2022 glauben 39 % der Deutschen und 44 % der ÖsterreicherInnen. Später als 2022 vermuten 12 % in Deutschland und 15 % in Österreich.

Studiendetails:
Befragung am 26.02. bis 05.03. 2021
1.000 ÖsterreicherInnen (repräsentativ, internetaffin) im Alter von 18 bis 65 Jahren und
1.000 Deutsche (repräsentativ, internetaffin) im Alter von 18 bis 65 Jahren

Bei Interesse an der Studie kontaktieren Sie uns bitte unter: office@tqs.at